7. Bildungswesen
7.5 3. Level: Kompetenzversionen
Ab dem 3. Level haben alle Module Voraussetzungen (in Form anderer Module, deren Verständnisprüfung bestanden wurde). Erst wenn diese erfüllt sind, dürfen Schüler die Einführung des Moduls besuchen, um danach an dem Modul teilnehmen zu können.
vorausgesetzte Module ⇒ Einführung ⇒ Modulteilnahme
Genauso wie die Module des 2. Levels, werden Module des 3. Levels früher oder später von jedem Schüler besucht und abgeschlossen. Aber wann und in welcher Reihenfolge, kann der Schüler selbst auswählen.
Diese Level finden nicht nacheinander statt! Es wird völlig normal sein, Module des 3. Levels zu besuchen, bevor alle Module des 2. Levels abgeschlossen sind, Module des 4. Levels zu besuchen, bevor alle Module des 3. Levels abgeschlossen sind, und so weiter.
Der Lernstoff der Schule teilt sich grob in drei Kategorien auf:
1.) Systemverständnis. Grundlagen, um komplexere Erklärungen zu verstehen, zu wissen wie die Welt funktioniert und wie die Gegenwart zustande gekommen ist (z.B. Mathematik, Geschichte, Physik)
2.) Alltagswissen. Konkrete Fähigkeiten, die ein Mensch braucht, um im Alltag und Beruf zurechtzukommen oder mit Notfällen umzugehen. (z.B. Haushaltshandwerk, Sachtexte schreiben, Überleben, Kochen)
3.) Entfaltung. Wissen, um ein erfülltes Leben zu führen (z.B. Empathie, Nachrichten, Menschliche Beziehungen, Netzwerkdenken)
Die Module des 3. Levels sind die Antwort auf folgende Frage: Von welchem Wissen verlangt die Gesellschaft, dass es jeder Schüler erlernt? Was ist definitiv notwendig, als Wissensbasis, für den späteren Alltag des Lernenden und für die Gesellschaft?
Umfang Level 1‑3 (in meinem Lehrplanentwurf): Das 3. Level umfasst 44 Segmentwochen an Lernstoff, was etwa dreieinhalb Schuljahren entspricht.
Die Level 1‑3 umfassen in Summe ca. sechs Jahre an Lernstoff, 60% der Gesamtzeit, welche die Kinder in der Schule sind (zehn Schuljahre). Dieser Anteil wird größer oder kleiner sein, falls ein Schüler im Schnitt weniger oder mehr als drei Segmente benötigt, um ein Modul abzuschließen.
Das 1. bis 3. Level umfassen das Wissen, bei welcher sich die Kinder Zeit und Reihenfolge aussuchen können, aber nicht dass sie es früher oder später erlernen. Die verbleibende Schulzeit können die Schüler dann tatsächlich frei entscheiden, was sie darüber hinaus noch lernen möchten.
Ein paar Worte zur Ausstattung der Räume:
Tafeln: Die gibt es in jedem Unterrichtsraum. Sei es ein normales Klassenzimmer, ein Mattenraum, ein Experimentierraum oder ein Spezialraum wie eine Lehrküche. Das sind keine Schiefertafeln, auf die mit Kreide geschrieben wird, sondern große Leinwände, auf die Lehrer und Schüler mit Spezialstiften digital schreiben können. Vor allem aber kann der Lehrer steuern, was auf ihnen angezeigt wird. Darüber können also Bilder angezeigt oder Videos (mit Ton) abgespielt werden.
Auch wenn sie groß und sperrig sind, sind diese Geräte für einen leichten Austausch vorgesehen, und die Schule hat Ersatz auf Lager da. Kein Raum soll unbenutzbar werden, weil die Tafel nicht funktioniert.

Experimentierräume: In ihnen befinden sich fest verbaute Vierertische. Diese Tische sind mit Strom-, Gas- und Wasseranschlüssen ausgestattet.
In der Mitte der Tische befinden sich tiefe Schubladen, die Experimentiermaterial enthalten: Mikroskope, Bunsenbrenner, Heizfläche, Reagenzgläser und andere Gefäße, Messgeräte, ...
Der Lehrer hat eine App, mit der er in diesem Raum für jeden Vierertisch eine bestimmte Schublade entsperren kann. Beim erneuten Sperren zeigt die App an, ob alle Schubladen geschlossen waren und verriegelt werden konnten.
Normale Klassenzimmer: Hier können die Tische beliebig angeordnet werden, das Bild zeigt also nur ein Beispiel.
Seit dem 2. Level gab es Verständnisprüfungen, um Module abzuschließen. Dass es darauf keine Noten gibt, daran ändert sich nichts. Es gibt für das Bestehen der Verständnisprüfung ab dem 3. Level als Belohnung einen Metallpin mit dem Namen des Moduls und dem eingravierten Namen des Schülers. Außerdem kann der Schüler ab dem 3. Level Verständnisprüfungen „mit Auszeichnung“ ablegen. Dieses besondere Lob ändert zunächst einmal nichts: Man bekommt den gleichen Pin und hat die Voraussetzungen für die gleichen neuen Module erfüllt.
Es eröffnet aber eine neue Möglichkeit: Wer eine Verständnisprüfung mit Auszeichnung abgeschlossen hat, darf dieses Modul vertiefen, wenn er möchte.52
Die Lehrer bieten alle 1‑3 Jahre in ihrem Modul die Kompetenzversion an, statt der normalen Variante. Sie steht nur Schülern offen, die die Verständnisprüfung der normalen Variante „mit Auszeichnung“ abgeschlossen haben,53 und sie läuft über einen dreimal so langen Zeitraum. Wenn die Verständnisversion des Moduls eine Segmentlänge von zwei Wochen hat, dann hat die Kompetenzversion eine Segmentlänge von sechs Wochen. Genauso wie für die Verständnisversion wird es hierfür ebenfalls eine ein- oder zweiwöchige Einführung im entsprechenden Zeitfenster geben, die zunächst besucht werden muss. Hier geht es im wesentlichen um das Abklären von Erwartungen: Wenn die Schüler so viel Zeit in diesen Lernstoff investieren, was können sie erwarten dabei zu lernen? Wie werden sie es lernen? Und was wird ihnen dieses Wissen ermöglichen? Diese Einführung findet regelmäßig statt und dient erst einmal nur der Information, damit die Schüler gute Entscheidungen treffen können.
Als zusätzliche Voraussetzung für den Besuch der Kompetenzversion wird der Schüler eine angemessene Menge normaler Module des 2. und 3. Levels bereits abgeschlossen haben müssen. Dabei wird die nötige Menge erfolgreich abgeschlossener Module ansteigen, je mehr Zeit der Schüler für den Besuch von Kompetenzversionen bereits aufgewendet hat.
Die Kompetenzversion läuft über genau drei Segmente, es gibt also keine Wiederholung des gleichen Blickwinkels. Die Kompetenzversion des Moduls läuft eine Stunde länger am Schultag, bis 16:00 statt bis 15:00 (somit knapp fünf statt knapp vier Stunden je Schultag, die Einführung entfällt). Dadurch steht noch mehr Lernzeit für das Modul zur Verfügung, und Schüler wie Lehrer können sich mit weniger Ablenkungen voll auf diesen Lernstoff konzentrieren.
Die Kompetenzversion kann nur von Anfang an besucht werden, ein späterer Einstieg ist nicht möglich. Wenn alle drei Segmente besucht werden, was die Erwartungshaltung ist, dann besucht man als Schüler die Kompetenzversion eines großen Moduls also 18 Wochen lang, fast ein halbes Schuljahr!54
„Oh nein, fast ein halbes Schuljahr! Das ist doch eine viel zu große Investition, anderer Lernstoff wird dadurch liegen bleiben!“
Das blickt nur auf die (zeitlichen) Kosten. Schauen wir doch einmal auf das, was dieser Zeitaufwand dem Schüler bringt: Wenn ein Schüler zum Beispiel leidenschaftlich gerne kocht, dann bekommt er durch die Kompetenzversion des Moduls „Kochen“ die Möglichkeit, entweder ein wirklich guter Hobbykoch in seinem Familien- und Freundeskreis zu werden, oder die Grundlage einer späteren Berufswahl zum Koch zu legen.
Wenn sich jemand für Tiere begeistert und daher das Modul „Tier- und Pflanzenwelt“ als Kompetenzversion belegt, dann wird er danach ein tiefgreifendes Verständnis über das Ökosystem Erde haben. Das kann für den Schüler als ein lebenslanges Hobby enden, viel Zeit in der Natur zu verbringen und sie zu beobachten. Es kann den Weg in eine spätere Forschungskarriere im Feld der Ökologie beginnen. Oder vielleicht endet es als sehr nützliches Zusatzwissen in einem praktischen Beruf wie Tierarzt oder Gärtner.
In jedem Fall wird der Schüler mit seinem Wissen im Familien- und Freundeskreis zu einem ökologischeren Verhalten beitragen, da er jetzt um sehr viele Zusammenhänge weiß.
Es ist hier wirklich wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass dies kein Lehrmaterial ist, das allen Schülern erzwungenermaßen beigebracht wird. Stattdessen lernen es Schüler, die das grundlegende Material dieses Lernbereiches sehr gut verstanden haben (Prüfung „mit Auszeichnung“ abgelegt). Die dann eine Einführung besucht haben, um zu erfahren, was sie in der Kompetenzversion des Moduls wie lernen werden und wozu es gut sein kann. Und die sich anhand dieses Vorwissens dann selbst dafür entschieden haben, sehr viel Zeit in diesen Bereich zu investieren, weil sie mehr darüber lernen wollen.
Das bedeutet nicht nur, dass sich der jeweilige Schüler für den Lernstoff interessiert und Talent dafür hat. Es bedeutet auch, dass dies auf all seine Mitschüler zutrifft und jeder Schüler hier somit ein hervorragendes Lernumfeld hat. Dadurch sollte das Modul auch durch besonders motivierte Lehrkräfte unterrichtet werden: Nicht nur haben sie talentierte Schüler vor sich sitzen, die dieses Modul wirklich interessiert. Die Lehrer haben auch die Chance, für Stoff, den sie an der Schule immer wieder auf dem Verständnislevel unterrichten, weitaus mehr in die Tiefe zu gehen. Mehr durch ihre Schüler gefordert zu werden und ihr eigenes Verständnis des Stoffes zu prüfen und zu verbessern. So dass am Ende nicht nur die Schüler das Modul mit sehr viel neuem Wissen verlassen, sondern auch die Lehrer etwas dazugelernt und noch besser verstanden haben. Was wiederum die Qualität ihres normalen Unterrichts (Basisversion dieses Moduls) weiter verbessern wird.
So wie es für das Bestehen jeder Verständnisprüfung einen Pin von der Schule gibt, so gibt es diese aus einem anderen Metall (⇒in anderer Färbung) für das Bestehen einer Kompetenzprüfung, ebenfalls mit eingraviertem Namen. Da hier ein weit höherer Aufwand dahinter steckt und es somit etwas Besonderes ist (für jedes Modul wird nur ein kleiner Teil der Schüler die Kompetenzversion besuchen), hat der Pin hier einen viel höheren sozialen Wert.
Ich gehe davon aus, und die Gesellschaft wird es ermutigen, dass jeder Schüler einen oder einige der Pins, auf welche er oder sie am stolzesten ist, an der Kleidung trägt.55 Das erhöht zum einen das Zufriedenheitsgefühl der Schüler, weil sie positives Feedback dafür bekommen, eine schulische Leistung geschafft zu haben. Zum anderen ist es ein guter Anknüpfpunkt für Gespräche, da man durch diese Pins eine Idee davon bekommt, was den Gesprächspartner interessiert und worüber er viel weiß. Zuletzt wird es definitiv auch Situationen geben, wo sich alleine durch die Pins ergibt, wer in einer bestimmten Situation vermutlich am besten weiß, was zu tun ist (in unseren obigen Beispielen: beim Kochen oder bei der Beobachtung von Tieren).
Ab dem dritten Schuljahr geht die Klasse einmal pro Woche in der Fremdsprachenstunde raus ins Freie (an einem der Tage, an dem sie die Fitnessstunde nicht draußen haben).
Das dient zunächst als Chance, draußen viele neue Vokabeln durch Zeigen zu lernen. Später wird in dieser Zeit gegärtnert werden (immer in der Fremdsprache!). Das Gärtnern (aber nicht das Rausgehen) endet nach dem achten Schuljahr. Somit muss das Schulgelände genug Beete bieten, dass drei Klassen von Schülern gleichzeitig gärtnern können.
Das Ziel ist hier unter anderem, dass jeder Schüler für einige Pflanzen verantwortlich ist, um die er sich von der Saat bis zur Ernte kümmert (Die Gärten sind kameraüberwacht...).
Hier soll vermittelt werden, was man wissen muss, um erfolgreich Nutzpflanzen anzubauen, zu ernten und zu verarbeiten. Und das dann auch praktisch durchzuführen. Die Schüler können hier über Erde, Düngemittel, Anforderungen der Pflanzen, Saat- und Erntezeiten, ihre Weiterverarbeitung und Haltbarmachung lernen.
Ich habe im Lehrplan auch ein optionales Modul vorgesehen, um dieses Wissen gebündelt zu erlernen. Die Gründe, es im Fremdsprachenunterricht anzusiedeln, sind zweierlei. Zum einen soll sich der Fremdsprachenunterricht im Laufe der Jahre wandeln, vom spielerischen Lernen der Sprache zu ihrer Nutzung, um in der Fremdsprache Wissen zu vermitteln. Neben dem sozialen Aspekt des Gesprächs innerhalb der Klasse, der nie verloren gehen soll. Etwas wie das Gärtnern, wo man sich neben der Arbeit gut unterhalten kann, bietet sich für diese Kombination an.
Zum anderen ermöglicht es nur diese über eine lange Zeit gestreckte Form der Wissensvermittlung, das Gärtnern praktisch zu lehren. Lernen die Schüler diesen Stoff hingegen gebündelt in einigen Wochen in einem Modul, so kann dies zum Großteil nur theoretisch geschehen. So hingegen kann von der Saat über die Pflege bis zur Ernte und Verarbeitung alles praktisch gelehrt und gelernt werden.