7. Bildungswesen

7.4 2. Level: Module und Modulsegmente

Mit Beginn des 2. Levels werden die Module interessant und anders. Bisher waren sie nur ein Begriff, sehr lange Schulstunden zu beschreiben, von einer Mittagspause unterbrochen. Ab dem 2. Level eröffnen Module den Kindern die Möglichkeit, auszuwählen, was sie in welcher Reihenfolge lernen wollen, und wie schnell.

Module (außer denen des 1. Levels) haben eine sehr ungewohnte Strukturierung. Sie laufen über einen ziemlich langen Zeitraum, aber in Zyklen. Jeder Zyklus besteht aus drei Segmenten, und jedes Segment ist je nach Modul eine Woche (kleine Module, z.B. „Ernährung“) oder zwei Wochen (große Module, z.B. „der menschliche Körper“) lang.
In jedem Segment wird der Stoff des gesamten Moduls behandelt. Aber jedes Segment hat einen anderen Schwerpunkt. In allen Bereichen, die in diesem Segment nicht Schwerpunkt sind, wird auf die entsprechenden Kapitel des Lehrbuchs für weitergehende Informationen verwiesen. Nachdem der Zyklus mit dem dritten Segment abgeschlossen ist, beginnt er wieder von vorne.

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Aufteilung eines Modulzykluses in Segmente und Wochen

Da mehrfach über den gleichen Lernstoff gesprochen wird (in jedem Segment einmal), wird die Chance der Wiederholung genutzt, um Querverbindungen zu den anderen beiden Schwerpunkten zu ziehen.

Nehmen wir ein Beispiel: Wir unterteilen das Modul „der menschliche Körper“ in die drei Schwerpunkte „Aufbau“, „Wozu“ und „Gesundheit“.

In jedem Segment des Moduls wird in zwei Wochen der gesamte menschliche Körper behandelt.

Im ersten Segment liegt das Hauptaugenmerk auf der Beschreibung: Woraus besteht der menschliche Körper? Wie heißen die einzelnen Elemente, wie sind sie miteinander verbunden, wie erkenne ich sie? Der eigene Körper wird beobachtet.

Im zweiten Segment liegt das Hauptaugenmerk auf dem „Wozu“. Welche Funktion haben die Elemente des Körpers, wie erfüllen sie diese, warum funktioniert unser Körper so und nicht anders? Die Kinder führen Experimente durch (Beispiel: Temperaturempfinden der Haut).

Im dritten Segment liegt das Hauptaugenmerk auf der Gesundheit. Wie heilt sich der Körper selbst? Was passiert, wenn der Körper wächst und altert? Was kann ich dafür tun, dass mein Körper gesund bleibt? Woran erkenne ich, dass etwas nicht in Ordnung ist?

Wir können statt Schwerpunkt auch „Blickwinkel“ zu den einzelnen Segmenten sagen. Für jedes Modul muss neu gesucht werden, wie das Material gut in drei Schwerpunkte oder Blickwinkel gegliedert werden kann. Es wird dabei immer verschiedene Möglichkeiten geben, es aufzuteilen. Wichtig ist, dass kein Schwerpunkt einen der anderen beiden voraussetzen darf: Jeder ist für sich ein vollständiger Blick auf den Lernstoff. Aber die verschiedenen Blickwinkel ergänzen einander, ergeben in Summe ein sichereres Verständnis.

Um es noch einmal anhand unseres Beispielmoduls „der menschliche Körper“ zu erklären: Im Blickwinkel „Aufbau“ wird auch gesagt werden, wofür der Blutkreislauf, ein Fuß oder der Magen gut sind. Es wird gesagt werden, was man tun muss, um gesund zu bleiben. Aber das Hauptaugenmerk liegt darauf, zu wissen, wie das Körperteil heißt, wo es sich befindet, wie es aussieht, wie es sich anfühlt. Bei Details zu Funktion und Gesundheit wird in diesem Blickwinkel auf das Lehrbuch verwiesen.

Im Blickwinkel „Wozu“ werden Blutkreislauf, Fuß und Magen benannt und gezeigt werden. Es wird auch gesagt werden, was man tun muss, um gesund zu bleiben. Aber das Hauptaugenmerk liegt darauf, zu verstehen, warum wir das Körperteil haben, wie es seine Arbeit tut, warum es so funktioniert und nicht anders. Bei Details zu Aufbau und Gesundheit wird in diesem Blickwinkel auf das Lehrbuch verwiesen.

Auch im Blickwinkel „Gesundheit“ werden Blutkreislauf, Fuß und Magen benannt und gezeigt werden. Es wird gesagt werden, wofür diese Körperteile gut sind. Aber das Hauptaugenmerk liegt darauf, sich anzusehen, wie es sich verändert, was schief gehen kann. Wie man das erkennt und was man tun kann, damit es nicht soweit kommt und man gesund bleibt. Bei Details zu Aufbau und Funktion wird in diesem Blickwinkel auf das Lehrbuch verwiesen.

Wie man sieht: drei verschiedene Schwerpunkte, die den Schülern den gleichen Stoff aus jeweils einem anderen Blickwinkel vorstellen.

Auch innerhalb eines Blickwinkels eines Moduls wird Abwechslung dabei groß geschrieben werden, sowohl um die Konzentration der Kinder nicht zu überfordern, als auch um unterschiedliche Fähigkeiten zu fördern und den Kindern verschiedene Zugänge zum Thema zu eröffnen.
Genauso wie es im klassischen Schulunterricht fächerübergreifende Themen gibt, und man sich zum Beispiel in Mathematik, Musik, Geographie und Geschichte überall mit Ägypten beschäftigt, so können innerhalb eines Modulthemas ganz unterschiedliche Fähigkeiten geübt werden.
Egal, um welches Thema es in dem Modul inhaltlich geht: Man kann dazu etwas Passendes singen, etwas ausrechnen, genau beobachten, wie etwas aussieht, und es dann zeichnen, etwas selbst recherchieren und das Ergebnis aufschreiben oder den Mitschülern vorstellen, Situationen als Theaterszenen spielen, in Gruppen Lösungsvorschläge für Probleme finden und dann in der Klasse diskutieren, ein zum Thema passendes Spiel spielen, etwas dazu basteln oder bauen und so weiter.

Nach jedem Segment haben die Schüler die Gelegenheit, eine Verständnisprüfung für das Modul abzulegen. Besteht ein Schüler die Prüfung, ist es für ihn abgeschlossen, und er kann Module belegen, die dieses Modul als Voraussetzung haben.

Eine Verständnisprüfung hat keine Noten, es gibt nur ein „bestanden“ oder „nicht bestanden“. Ähnlich wie bei den Modulen des 1. Levels soll diese Prüfung folgende Frage klären: Beherrscht der Schüler den Lernstoff ausreichend gut, dass er ein Grundverständnis von ihm hat und ihn im Alltag anwenden kann? Und beherrscht er ihn ausreichend gut, dass er bei darauf aufbauenden Modulen keine Probleme durch mangelndes Vorwissen bekommen wird?

Die Verständnisprüfungen sind noch in anderer Hinsicht eine wichtige Änderung im Vergleich zum klassischen Schulsystem: Die Lehrer, die das Modul unterrichtet haben, haben nichts mit ihnen zu tun!

In einer klassischen Schule erstellt der Lehrer Tests und Arbeiten, bewertet Hausaufgaben und Vorträge, und ermittelt anhand dessen eine Note für das Fach für jeden Schüler. Lediglich die Abschlussprüfungen werden zentral gestellt und bewertet, um vergleichbare Abschlusszeugnisse zu erhalten.

In meinem Schulsystem werden die Module dagegen zentral definiert. Es ist vorgegeben, welcher Stoff in ihnen vermittelt wird und was danach als Vorwissen in darauf aufbauenden Modulen vorausgesetzt werden kann. Wer in einer Schule ein Modul erfolgreich abgeschlossen hat, soll auch nach einem Schulwechsel darauf aufbauende Module besuchen können!

Da diese Einheitlichkeit des Modulinhalts gegeben ist, können wir die Lehrer hier massiv entlasten. Für das ganze Land können zentral Aufgaben für die Verständnisprüfungen erstellt werden (natürlich immer wieder neue, mit genug Variationen, so dass niemand einfach die Prüfungsaufgaben auswendig lernen kann). Und dann gibt es Angestellte, deren Aufgabe es ist, die von den Schülern abgegeben Antworten zu korrigieren und als bestanden oder nicht bestanden einzustufen. Im Rahmen dessen werden sie auch den Lehrern Feedback geben, indem sie zusammenfassen, wie gut die Schülergruppe insgesamt in bestimmten Teilbereichen war. Natürlich können die Lehrer die Arbeiten ihrer Schüler einsehen, falls sie verstehen wollen, wie ein Resultat zustande kam. Aber abgesehen von der Option, hier Feedback zu ihrem Unterricht zu bekommen, müssen sie keinerlei Arbeitszeit in die Verständnisprüfungen investieren. Diese Arbeitsteilung lässt den Lehrern mehr Zeit für den eigentlichen Unterricht, erlaubt Spezialisierung und somit höhere Effizienz, schafft landesweite Vergleichbarkeit und verhindert Bestechlichkeit der Lehrer.

Ich denke, die Anforderung, den Lernstoff jeden Moduls aus drei verschiedenen Blickwinkeln, Schwerpunkten oder Lernmethoden darzustellen, sollte an sich bereits zu besseren Lehrplänen führen. Es reicht nicht festzulegen, was man vermitteln will. Es muss geklärt werden, wie es vermittelt wird. Welche verschiedenen Herangehensweisen an einen Stoff sinnvoll sein können. Und verschiedene Kinder werden in verschiedenen Segmenten den Stoff am besten begreifen.

Eingeführt wird diese Einteilung der Module in Zyklen und Segmente aber aus vier wichtigen organisatorischen Gründen.

1. Die Kinder können zu verschiedenen Zeitpunkten mit dem Modul beginnen. Bei kleinen Modulen jede Woche, bei großen Modulen alle zwei Wochen. Nach drei Segmenten (drei oder sechs Wochen) haben sie dann den gesamten Stoff des Moduls gelernt.

2. Es ist Schülern möglich, den Lernstoff eines Moduls schneller oder langsamer zu erlernen.
Schneller: Ein Schüler muss nicht warten, bis er alle drei Segmente durchlaufen hat. Wenn er glaubt, den Stoff bereits gut genug zu beherrschen, kann er die Verständnisprüfung für das Modul bereits nach zwei Segmenten ablegen oder im Extremfall gar nach nur einem. Das ist durch Begabung, Vorwissen oder durch Hausarbeit mit dem Lehrbuch möglich.
Langsamer: Besteht ein Schüler die Verständnisprüfung nach drei Segmenten nicht, ist das Modul für ihn dadurch nicht gescheitert: Er kann weiter bei dem Modul bleiben und am ersten Segment erneut teilnehmen. Er hat dessen Stoff bereits einmal gehört, aber jetzt kennt er zwei weitere Blickwinkel auf die gleiche Materie. Vielleicht reicht die Kombination aus Wiederholung und anderen Sichtweisen, dass er den Lernstoff jetzt gut genug erlernt.

3. Schüler können das Lernen des Moduls unterbrechen und wieder fortsetzen. Stellen sie fest, dass ihnen der Lernstoff doch noch zu schwer fällt oder dass ihnen aktuell die Motivation für dieses Thema fehlt, so können sie mit dem Ende des Segments auf ein anderes Modul wechseln. Die mit diesem Modul verbrachte Zeit ist dadurch nicht verloren: Sie haben eben bereits einen Blickwinkel auf diesen Lernstoff gehört. Wenn sie das Modul später mit einem der anderen beiden Blickwinkel erneut beginnen, dann werden diese Erinnerungen reaktiviert und beim Verständnis des Lernstoffs helfen.

4. Es senkt die Menge an notwendiger Unterrichtsvorbereitung für die Lehrer massiv. Den gleichen Lernstoff eines großen Moduls, den ein Lehrer in einem Schuljahr fünf Mal nacheinander unterrichtet (112 Stunden an Unterricht je Zyklus (sechs Wochen)), wäre in einem klassischen Lehrplan über zwei Schuljahre gestreckt (2x45 Minuten pro Woche sind 58 Stunden je Schuljahr). Dafür hätte der Lehrer dann 12 verschiedene Klassen (oder verschiedene Fächer bei derselben Klasse), die er jede Woche unterrichtet. Auch mit Parallelklassen muss er hier sehr häufig wechseln, welches Thema er gerade vermittelt.
Im Modulunterricht muss sich der Lehrer dagegen jeden Tag auf nur ein Wissensgebiet vorbereiten und kann meist auf wenige Wochen alte Erinnerungen zurück greifen, das Gleiche unterrichtet zu haben. Dazu hat er zu jedem Zeitpunkt einen einzigen Klassensatz an Schülern, bei welchem alle ein oder zwei Wochen etwa 1/3 der Schüler wechselt, statt 12 Klassen parallel. Zusammen mit dem zweiten Lehrer, mit dem er unterrichtet, kann er so den Unterricht viel leichter an einzelne Schüler anpassen, da ihre Menge für ihn überschaubar ist.

Jedes der Module stellt einen in sich abgeschlossenen Wissenskomplex dar. Spätere Module haben andere Module als Voraussetzung. Das bedeutet aber nicht, dass die Schüler sich an jedes dort gelernte Detail erinnern müssen. Dass sie eine Gesamtvorstellung des Themas haben, welches das voraussetzende Modul behandelt hat, reicht völlig aus. Und das wurde den Schülern durch das Bestehen der Verständnisprüfung bescheinigt. Konkrete Details werden wiederholt, wenn sie nötig sind.

Ein Beispiel: Es gibt ein Modul „Literatur“ im 4. Level. Dieses setzt das Modul „Jüngere Geschichte“ aus dem 3. Level voraus. Das bedeutet nicht, dass sich die Schüler an jedes Detail erinnern müssen, welches sie im Geschichtsmodul gelernt haben. Aber die Tatsache, dass alle Schüler im Modul „Literatur“ bereits einen Überblick über die jüngere Geschichte haben, erlaubt es, im Unterricht literarische Werke in ihren geschichtlichen Kontext einzuordnen.

Auch wenn Detailwissen früherer Module in darauf aufbauenden Modulen nicht verlangt wird, können Kinder den Lernstoff eines Moduls wiederholen, falls sie merken, dass er ihnen fehlt. Auch nachdem ein Kind bereits die Verständnisprüfung abgelegt hat, darf es an dem Modul teilnehmen. Das kann zum Beispiel sinnvoll sein, falls das Kind in einem darauf aufbauenden Modul feststellt, dass es diese Grundlagen inzwischen völlig vergessen hat und dem neuen Stoff daher nicht folgen kann. Da jedes Segment des Moduls den gesamten Stoffumfang behandelt, sollte der Besuch eines einzelnen Segments ausreichen, um dieses Wissen wieder aufzufrischen.
Und da das Kind einen konkreten Anlass für die Wiederholung hat – nämlich um darauf aufbauendes Material verstehen zu können – sollte dieser alte Lernstoff mit der Wiederholung weit besser verinnerlicht werden.

Die Gliederung des Lernstoffs in Module, und der Module in Segmente, ist eine der zentralen Ideen dieses Entwurfs eines neuen Schulsystems.

Jetzt habe ich mehrmals erwähnt, dass sich die Schüler auswählen können, welches Modul sie lernen möchten. Wie genau funktioniert das?

Vor Abschluss des 1. Levels (vor den letzten zwei Unterrichtswochen) besprechen die Lehrer mit jedem Kind, mit welchem Modul es im 2. Level starten möchte. Bei Bedarf können hier auch die Eltern hinzugezogen werden.

Es könnte zum Beispiel mit dem Modul „Verkehrssicherheit“ begonnen werden, wenn die Eltern schon Radfahren mit dem Kind geübt haben und das Kind möglichst bald selbstständig zur Schule kommen möchte. Oder das Kind startet mit dem Modul „Alltagsmathematik“, da es gerne rechnet. Es sollte mit einem Modul gestartet werden, das dem Kind leicht fallen wird und ihm Spaß macht.

In den letzten zwei Wochen bevor das Kind das 1. Level abschließt, ist der Lernstoff über gefährliche und technische Geräte bereits abgeschlossen. Stattdessen besucht das Kind in der Einführungsstunde eine Einführung in das ausgewählte Modul, mit dem es dann das 2. Level der Schule starten wird.40

Zwischen Fremdsprachenstunde und Fitness frühstücken die Kinder weiterhin zusammen mit ihrer Klasse und ihren Vertrauenslehrern (welche die Klasse entweder in Fremdsprache oder Fitness unterrichten). Aber das Mittagessen, welches ja in die Mitte des Modulunterrichts fällt, ändert sich. Diese Mahlzeit wird zusammen mit den Lehrern des neuen Moduls eingenommen, und mit den anderen Kindern, die das Modul gleichzeitig belegen. Diese Kinder können aus einer der Parallelklassen sein oder auch ein Jahr älter. Das ist für die Kinder eine gute Chance, ihre neuen Mitschüler kennenzulernen, mit denen sie einige Wochen jeden Tag knapp vier Stunden an Unterrichtszeit verbringen, und so neue Freundschaften zu schließen. Die Lehrer, die mit am Tisch sitzen, stellen hier wieder sicher, dass dabei kein Mobbing entsteht.

Während die Kinder im 2. Level ihr erstes Modul lernen, bekommt die Einführungsstunde am Tagesende eine neue Aufgabe: Die Kinder können hier auswählen (indem sie sich bei den Lehrern in eine Liste eintragen), für welches Modul sie in dieser Stunde eine Einführung besuchen wollen. Diese Einführung ist für kleine Module eine Woche lang, für große Module zwei Wochen. Somit geht eine Einführung über 5x50=250 Minuten (vier Stunden) oder die doppelte Länge, acht Stunden. Die Einführungsstunde findet ab dem 2. Level auch am Freitag statt, ist da aber optional. Die Freitagsstunde dient zur Wiederholung und Festigung des Stoffes, und als Chance für die Kinder, Fragen zu stellen.

Eine Einführung bringt den grundlegenden Stoff eines Moduls bei. Sie soll dem Kind erstes Wissen und Rüstzeug auf diesem Gebiet geben. Und was noch wichtiger ist: Sie bietet dem Kind eine Entscheidungsgrundlage, um Module auswählen zu können.

Genau wie die Moduleinführungen darf das Kind auch alle folgenden Module selbst auswählen (indem es sich bei den Lehrern in eine Liste einträgt). Aber es darf nur Module belegen, deren Einführung es bereits abgeschlossen hat.

Jedes Modul ist auf eine Maximalzahl von 24 Schülern beschränkt. Da stets genug Module gleichzeitig angeboten werden, dass die durchschnittliche Gruppengröße im Modul bei 20 Schülern liegt, hat jedes Kind stets eine Auswahl mehrerer Module, in die es sich einschreiben kann.

Genauso wie im 1. Level ist es auch hier nicht so, dass die Kinder durchgehend 2 Stunden konzentriert sein müssen. Es ist an den Lehrern, den Unterricht durch Spiele, Entspannungsübungen, kurze Pausen im Klassenzimmer und wechselnde Unterrichtsformen aufzulockern, damit sich die Kinder konzentrieren können. Dies wird mit den steigenden Leveln (und dem zunehmenden Durchschnittsalter der Schüler) in dem Maße einfacher, in dem die Kinder besser darin werden, sich länger zu konzentrieren.

Ich möchte hier einen Überblick der Module des 2. Levels geben. Das sind alles Module, mit denen ein Kind direkt nach dem 1. Level starten kann. Keines dieser Module hat andere Voraussetzungen als Lesen, Schreiben und Grundrechnen. Hinter jedem Modulnamen steht in eckigen Klammern eine [1] für ein kleines oder eine [2] für ein großes Modul (Länge eines Segments in Schulwochen). Diese Auflistung soll nur als Grundlage dienen, um das Schulmodell weiter besprechen zu können, dafür, eine Vorstellung zu bekommen, wie man das Wissen in Module splitten kann, und welche Art von Wissen ich als wirklich wichtig betrachte. Einen tatsächlichen, finalen Lehrplan zu erstellen (wofür der Lehrplan jedes Moduls erarbeitet und zeitlich geschätzt wird), übersteigt den Anspruch dieses Kapitels bei weitem.

•  Verkehrssicherheit und Radfahren [1] [Verkehrsgarten]
Verkehrssicherheit, Radfahren, Straßenverkehrsordnung
Mit dem Ablegen der Verständnisprüfung dürfen Kinder alleine zur Schule kommen, wenn sie möchten (und die Eltern sie lassen).
Den Kindern wird erklärt, dass sie in Notfällen zu jeder Zeit in die Schule kommen können. Es wird immer jemand hier sein und helfen.

•  Alltagsmathematik [2]
Umgang mit größeren Zahlen, Division, Prozentrechnung, einfache Gleichungen zum Lösen praktischer Fragen

•  Computernutzung [1]
Bedienung einer GUI*, Browser, Text- und Bildverarbeitung, Drucken, 10-Finger-Schreiben
Die Schule leiht den Schülern für die Dauer dieses Moduls Laptops (müssen am Ende wieder abgegeben werden, werden dann zurückgesetzt).
Nach Ablegen dieser Verständnisprüfung dürfen Schüler die Schulwebseite nutzen, um ihre Module und Einführungen zu verwalten (bis dahin machen es ihre Vertrauenslehrer für sie).

•  Der menschliche Körper [2] [Mattenraum]
Aufbau des Körpers, Organe, Sinne, Zellen, Blutkreislauf, Verdauung, Alterung, Unterschiede der Geschlechter, Fortpflanzung (kindgerecht!), Gesundheit

•  Ernährung [1] [Lehrküche]
Welche Arten von Lebensmitteln gibt es? Wie sollten sie gemischt werden? Woraus bestehen Lebensmittel, wie entstehen sie? Folgen falscher Ernährung.

•  Grammatik [2]
Satzbau, Zeitformen, Wortarten. Wie funktioniert Sprache?

•  Heimatkunde [2] [teilweise draußen]
regionale Karte, Dörfer/Städte/Wälder/Flüsse/Berge/... der näheren Umgebung (mit Bildern), regionale Geschichte und Besonderheiten, Orientierung, Exkursionen in die nähere Umgebung, regionale Tier- und Pflanzenarten (mit Verhaltensregeln), essbare Pflanzen, lokales Klima
Dieses Modul kann in verschiedenen Landesteilen also unterschiedlich sein!

•  Logik [1]
Schlussfolgerungen, Denkmodelle, Axiome, Blick auf die Wirklichkeit

•  Motivation [1] [Mattenraum]
Was will ich erreichen und warum? Ziele setzen, Motivationsstrategien, Lernstrategien, Meditation, Schlaf, Entfaltung des Menschen (siehe Kapitel 11.5)
Diskussion darüber, welche Ziele gut sind und welche zu Problemen führen.

•  Musik [2] [Mattenraum]
Notenlehre, Rhythmus, Singen, Ausprobieren von Instrumenten

•  Planet Erde [2]
Aufbau der Erde, geologische Prozesse, Weltkarte, Namen von Ländern, Metropolen, den wichtigsten Gebirgen und Flüssen
Blick aus dem All, Schaffung eines Bewusstseins dafür, dass wir nur diese eine Welt haben und alle für sie verantwortlich sind.

•  Schwimmen [E] [Schwimmbecken]
Mit Prüfung, aber kein Modul, findet stattdessen im Einführungszeitfenster statt.
Schwimmen lernen, sichere und gesundheitsfördernde Nutzung dieses Bereiches, Organisation der Nutzung in der Mittagspause.
Mit dem Ablegen der Verständnisprüfung können Kinder sicher schwimmen und dürfen das Schwimmbecken in der Mittagspause benutzen.

•  Werkzeugkunde [2] [Werkzeugraum]
Benutzung von mechanischen und elektrischen Werkzeugen zur Herstellung und Reparatur von Gegenständen.
Hämmern, Bohren, Schrauben, Sägen, Nähen, Stricken, Flechten, ...

•  Zeichnen [1] [draußen]
Wiedergeben was man sieht, stark vereinfacht aber erkennbar.
Gesichter, Tiere, Pflanzen, Naturbeobachtung

Der Anspruch der Module an die Kinder soll in etwa dem entsprechen, was eine klassische Schule von einem Drittklässler erwarten würde. Obwohl die Kinder ja gerade erst mit dem zweiten Schuljahr beginnen. Das liegt zum einen daran, dass die Kinder auch im dritten Schuljahr noch aus diesen Modulen auswählen werden. Zum anderen, dass die Kinder auswählen können, welches dieser Module sie sich am ehesten zutrauen. Und zuletzt weil es ok ist, wenn die Kinder am Anfang manchmal noch länger für die Module brauchen als später.

Aus den Zahlen in eckigen Klammern kann man die Zahl der Schulwochen berechnen, die die Schüler benötigen, um die Module abzuschließen.
Wenn wir von im Schnitt 3 Segmenten je Modul ausgehen (jeder Schüler hört jeden Blickwinkel auf den Lernstoff einmal), dann entsprechen den 20 Segmentwochen der aufgelisteten Module 60 Schulwochen, also etwa anderthalb Schuljahre.

Ab dem 2. Level hat ein Kind die Möglichkeit, nach der Einführungsstunde an einem Hobby teilzunehmen. Das kann so ziemlich alles sein, bei dem das Kind aktiv etwas tut und eine Fähigkeit entwickelt. Die Schule wirbt hierfür im Rahmen der verfügbaren/beschaffbaren Materialien und Räumlichkeiten verantwortliche Erwachsene an, welche dafür eine Aufwandsentschädigung erhalten.

Genauso wie für Module, dürfen Schüler auch an Hobbystunden erst teilnehmen, nachdem sie eine Einführung dafür besucht haben. Diese Einführung läuft im selben Zeitfenster wie die Moduleinführungen. Ob die Einführung für ein Hobby ein oder zwei Wochen lang ist, bestimmt der verantwortliche Erwachsene. Für jede Woche an Hobbyeinführung muss der Schüler vorher drei Wochen an Moduleinführungen gesammelt haben.

Die Teilnahme an einem Hobby ist immer freiwillig (ein Schüler kann bei Problemen aber ausgeschlossen werden). Schüler dürfen ihr Hobby jederzeit wechseln oder an verschiedenen Wochentagen verschiedene Hobbys wahrnehmen. Es gibt keine Prüfungen. Aber wenn ein Kind gut in einem Hobby ist und sich auf eines konzentriert, dann wird es Auftritte oder Ausstellungen, Wettbewerbe und soziale Anerkennung geben.

Hier eine (unvollständige) Auflistung von Hobbykategorien:

• Chor
• ein Instrument
• ein Kunsthandwerk (Malen, Bildhauerei, Glasblasen, Schmieden, ...)
• eine Sportart
• ein Kampfsport
• Tanz (in einem bestimmten Tanzstil)
• Theater
• eine (andere) Fremdsprache
• ...

Sprechen die Kinder Englisch nicht als Muttersprache (und haben daher ab dem ersten Schuljahr Englisch als Fremdsprache), werden einige dieser Hobbys in englischer Sprache angeboten werden.

Nimmt ein Schüler an der Hobbystunde teil, endet sein Schultag erst 17:10.41 Damit kommt zwischen Einführung und Hobby die Vesperpause neu hinzu. In dieser Pause sind die Hobbyanleiter für Essen und Trinken verantwortlich (an den Sitzbereichen im Schulgelände). Oder die Schüler verbringen die Pause frei auf dem Schulgelände (da diese Pause für alle Schüler gleichzeitig stattfindet, ist an den Tischen nicht genug Platz für alle Schüler auf einmal).

Im zweiten Schuljahr gibt es eine Veränderung in der Fitnessstunde am Morgen. Einmal pro Woche belegt jede Klasse des zweiten Schuljahres das Schwimmbecken, für Übungen im Wasser und um das Schwimmen zu erlernen.

Das Schwimmbecken ist eine einmalige Luxusinvestition der Schule (es gibt nur das eine, für alle 1 000 Schüler). Damit sich diese Investition auszahlt, wird sie möglichst stark genutzt. Es ist auch nicht das bloße Schwimmbecken. Stattdessen ist es in eine kleine Wellnesslandschaft eingebettet. Es gibt ein paar Whirlpools, Saunaräume, ein Kneippbad, ...

Dieser Bereich steht jedem Schüler, der das Modul „Schwimmen“ abgeschlossen hat, an einem Tag in der Woche in der Mittagspause zur Verfügung (die Schüler dürfen ihren Wochentag festlegen, solange Plätze frei sind, aber nur selten wechseln). Da die Mittagspausen zeitversetzt jeweils für die halbe Schule stattfinden, reduziert das den Pool der Schüler, die diesen Bereich gleichzeitig benutzen dürfen, auf 90. Viel besser beherrschbar als 900!

Das Schwimmbecken steht den Schülern vor Schulbeginn zwischen 7:00 und 8:00 offen, ist dann von 8:00 bis 10:05 durch Fitnessstunden belegt (einer der Jahrgänge 6-10 nutzt es ebenfalls einmal pro Woche), von 12:00 bis 14:00 durch Kinder in der Mittagspause, von 15:10 bis 16:00 durch Module im Einführungszeitfenster (Schwimmen und Rettungsschwimmen) und von 16:20 bis 17:10 (Hobbystunde) durch Hobbys. Mit etwas Kreativität finden sicher einige Module Ideen dafür, es am Anfang oder am Ende der Modulzeit zu nutzen - als Belohnung, oder um etwas auszuprobieren (das kann ich mir zum Beispiel im Modul „Motivation“ gut vorstellen).

Nach 17:10 (und ggf. vor 7:00), sowie an Wochenenden und in den Schulferien, kann das Schwimmbecken samt Wellnessbereich der Öffentlichkeit zugänglich sein und dadurch kommunale Schwimmbäder ersetzen. Gleiches gilt natürlich auch für die Turnhallen: Abends und am Wochenende können sie für Vereinssport, Veranstaltungen und so weiter genutzt werden. Ich halte es für viel sinnvoller, diese so oder so notwendigen Gebäude auf dem Schulgelände zu haben, was sie für die Schule viel effizienter nutzbar macht, als dass sie anderswo in der Stadt stehen.

Es gibt einen guten Trick, um abzuschätzen, wie viele Kapazitäten wir für Module und ihre Einführungen benötigen. Alle bisher aufgelisteten Module sind verpflichtend. Jeder Schüler wird sie früher oder später erfolgreich absolvieren müssen. Mit jedem neuen Schuljahr schulen wir 100 (5x20) neue Schüler ein. Das bedeutet, dass jedes dieser Module jedes Jahr von 100 Schülern durchlaufen werden muss, egal wann sie das tatsächlich tun. Wenn ein Schüler für ein großes Modul im Schnitt 6 Schulwochen benötigt (drei Segmente) und wenn die durchschnittliche Auslastung des Moduls 20 Schüler betragen soll, dann muss ein solches Modul (groß und verpflichtend) dafür 6x100/20=30 Wochen lang laufen.
Das bedeutet für die Organisation der Schule: Ein Lehrerpaar (Teamteaching) kann ein Modul abdecken, sie können es im Laufe des Schuljahres (etwa 39 Wochen) allen Schülern beibringen.
Das heißt aber natürlich nicht, dass das gleiche Lehrerpaar das ganze Schuljahr lang dasselbe Modul unterrichtet! Zum einen werden Lehrer auch für andere Module benötigt werden, die sie unterrichten können. Zum anderen gibt es den Schülern mehr Auswahl, wenn sie den gleichen Stoff von verschiedenen Lehrern lernen können. Und zu guter Letzt ist es auch wichtige Abwechslung für die Lehrer, nicht immer nur dasselbe Modul zu unterrichten.