7. Bildungswesen
7.2 Schule
Fangen wir zunächst damit an, einen Rahmen abzustecken. Natürlich kann ich hier nur eine konkrete Schule mit einer konkreten Größe vorstellen. Ich denke aber, wenn irgend möglich, sollten die Schulen in unserer Gesellschaft tatsächlich so groß oder nur etwas größer sein. Sind sie kleiner, so könnten sie nur noch einen Teil des Lernstoffes anbieten (da sie weniger Lehrer haben). Sind sie viel größer, wäre eine Aufteilung in mehrere Schulen besser, um die Schulwege der Schüler kürzer zu halten. Auch werden die Schüler mehr und mehr zu einer anonymen Masse, je größer die Schule ist – eine Limitierung der Größe ist also wünschenswert.
Wenn alle Schulen schon gleich groß sein sollen, was spricht dann dagegen, einfach alle Schulgebäude nach der gleichen Blaupause zu bauen? Welche Nachteile könnten dadurch entstehen?
• Dadurch lernen Kinder, die umziehen, danach wieder in einem gleichartigen Gebäude. Ich wüsste nicht, warum das ein Nachteil sein soll.
• Das Gebäude wird freistehend sein. Ob es sich möglichst nahtlos in eine Häuserreihe einfügt, ist also irrelevant.
• Wir bekommen hier keine Probleme mit einer Monokultur wie in einem Fichtenwald, der von Borkenkäfern zerstört wird.
Dafür lassen sich große Effizienzgewinne bei Planung, Bau, Ausstattung und Reparatur erreichen, wenn alle Schulgebäude gleich gebaut sind. Solange keine Weiterentwicklung erfolgt ist, keine Gründe der Stadtplanung oder Sicherheit dagegen sprechen, plädiere ich daher aus Effizienzgründen dafür, alle neu gebauten Schulgebäude so weit wie möglich identisch zu bauen (siehe Kapitel 13.3.3).
Wie groß soll die Schule sein? Wie viele Schüler, wie viele Lehrer?
Für die Größe der gesamten Schule ist ausschlaggebend, wie viele parallele Klassen sie beinhaltet und wie viele Schüler jeder Jahrgang folglich umfasst. Hier sehe ich einen eindeutigen Favoriten: Fünf Parallelklassen sind am besten. Dann kann eine nur einmal vorhandene Ressource von jeder Parallelklasse an einem Tag pro Woche benutzt werden (zur gleichen Uhrzeit).
Mit 5 Parallelklassen und 20 Schülern je Klasse ergibt sich eine Jahrgangsstärke von 100 Schülern.
Ich gehe in meinem Entwurf von 10 Schuljahren pro Schüler aus (Alter der Kinder 6-16 Jahre), so dass die ganze Schule 10 x 100 = 1 000 Schüler unterrichtet. Wenn sich am Ende 8 oder 12 Schuljahre als besser herausstellen, so wird das problemlos anpassbar sein. Eine gerade Anzahl von Schuljahren ist wünschenswert, sonst sehen einige Überlegungen anders aus.
Da die Gruppengröße in den späteren Schuljahren gleich bleiben soll, benötigen wir 10 Lehrer pro Schuljahr (zwei je Klasse), bei 10 Schuljahren also 100 Lehrer für die gesamte Schule.37
Ein paar Anmerkungen zum Schulgebäude selber. Natürlich muss es ausreichend groß sein. Wenn wir 50 Klassen haben, die gleichzeitig unterrichtet werden, dann muss das Gebäude auch über mindestens 50 Räume dafür verfügen. Das Gebäude muss freistehend sein, mit Fenstern in alle Richtungen und von einem ausreichend großen Gelände umgeben. Schüler sollten in der Pause an die frische Luft können, und dort auch genug Platz haben, um sich zu bewegen. Auch werden einige schulische Aktivitäten draußen stattfinden, so dass genug Platz dafür vorhanden sein muss. Ich würde den Schülern lieber einen längeren Schulweg zumuten oder einige Häuser abreißen um Platz zu schaffen, als dass die Schule nur ein Gebäude in einer Häuserreihe ist, ohne umgebende Grünfläche.
Auf dem Gelände verteilt wird es insgesamt 25 große überdachte Sitzbereiche geben (einer je zwei Schulklassen). Jeder Sitzbereich bietet Platz für bis zu 24 Schüler.
Neben dem Schulgebäude selbst befinden sich noch Turnhallen, ein Verkehrsgarten und ein Schwimmbecken samt Wellnessbereich auf dem Schulgelände.
Wie soll der Unterricht an der Schule strukturiert sein?
Die Methode, eine Schülergruppe von zwei Lehrern gleichzeitig unterrichten zu lassen, nennt sich Teamteaching.[36] Dadurch kann ein Lehrer den Unterrichtsstoff vermitteln, während der andere einzelnen Schülern mit Fragen hilft. Die Lehrer können diese Rollen wechseln, so dass jeder von ihnen einen Teil des Unterrichtsstoffs lehrt. Die Lehrer können Lernstationen anbieten, welche die Schüler in ihrem eigenen Tempo durchlaufen können. Bei Einzelarbeit können beide Lehrer einzelnen Schülern oder Gruppen Fragen beantworten und helfen. Bei Problemen kann einer der beiden den Klassenraum verlassen, ohne dass die Klasse dadurch unbeaufsichtigt wäre. Wechselt ein Lehrer (zum Beispiel wegen Krankheit oder weil es eine Teilzeitstelle ist), so ist dennoch Kontinuität des Unterrichts gegeben. Bei Exkursionen müssen keine anderen Lehrer oder Eltern hinzugezogen werden. Die beiden Lehrer können sich über ihre Klasse und den Unterricht austauschen, sich gegenseitig dabei unterstützen, besser zu werden. Und die Schüler können sich aussuchen, mit welchem Lehrer sie besser zurechtkommen, wen der beiden sie um Hilfe bitten.
Kurz: Durch Teamteaching eröffnen sich im Unterricht vielfältige neue Möglichkeiten, um ein besseres Lernumfeld zu gestalten. Und wir geben in dieser Zukunftsvision das Geld für ausreichend viele Lehrer aus, um diese Methode möglich zu machen.
Ich möchte das Konzept der Unterrichtsstunden völlig anders gestalten. Ich halte die Taktung deutscher Schulen, nur stets 45 Minuten lang ein Schulfach zu unterrichten, für sehr ungünstig. Kaum hat man als Schüler angefangen, sich in die Materie hinein zu denken, ist die Schulstunde auch schon wieder vorbei, man muss sich auf etwas ganz anderes einstellen und oft auch den Raum wechseln. Was auch bedeutet, dass die Pausenzeiten in viele kleine Teile zersplittert sind, mit denen niemand wirklich etwas anfangen kann. Weswegen es ja auch heute schon das Konzept der Doppelstunden gibt.
Ich halte es für viel sinnvoller, wenn sich ein Kind in der Schule eine Zeit lang mit einem bestimmten Lernfeld beschäftigt. Sobald es dieses beherrscht, beginnt dann ein neues. Also eins nach dem anderen, statt alles auf einmal. Natürlich kann und wird es innerhalb dieses Lernfeldes abwechselnde Aktivitäten geben, um das Interesse der Kinder wachzuhalten. Aber eben ohne Wechsel von Lehrer und Klassenraum, und immer im gleichen inhaltlichen Stoffgebiet.
Es sollte daher jeden Tag einen großen Block geben, in dem die beiden Lehrer ihrer Schülergruppe das jeweilige Lernfeld beibringen. Und davor und danach die Dinge, die in dieses Schema nicht hineinpassen, aber trotzdem zu einem Schultag gehören sollten. Und natürlich Pausen dazwischen.

Wie man sieht, gibt es jeweils zwei Varianten, wo die großen Pausen liegen können. Das dient dazu, das Gedränge auf dem Schulgelände während dieser Pausen zu reduzieren. So balgt sich nur die Hälfte der Kinder gleichzeitig um die Geräte auf dem Spielplatz.
Ich hatte ja gerade gesagt, für wie wichtig ich ein großes grünes Gelände um die Schule halte. Die gestaffelte Pause hat den gleichen Effekt, als ob das Gelände doppelt so groß wäre. Es gibt dieses Vorgehen ja auch heute bereits an vielen Schulen für die Mittagspause (um die Wartezeiten an der Essensausgabe zu reduzieren...).
Reden wir zunächst über Anfang und Ende des Schultages. Die Kinder starten stets mit Fremdsprache und Fitness. Die jüngere Hälfte der Kinder startet mit der Fremdsprache, die ältere Hälfte der Kinder mit Fitness. Hier dient der Tausch der Reihenfolge dazu, die Menge an Räumlichkeiten in Grenzen zu halten, die für das Fach „Fitness“ benötigt werden.
Am Ende des Tages gibt es dann eine optionale Hobbystunde, welche sich die Kinder frei auswählen dürfen. Diese Möglichkeit gibt es ab dem zweiten Schuljahr (genauer: ab dem 2. Level).
Das ist also der konstante Rahmen des Schultages. Der Mittelteil, bestehend aus „Modul“ und „Einführung“ (10:15-16:00), ist das, wo es spannend wird.